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Text File  |  2001-03-12  |  2KB  |  5 lines

  1. "Du wei▀t doch, Vater, dass ich ihm meine Verlobung zuerst verschweigen wollte. Aus Rⁿcksichtnahme, aus keinem anderen Grunde sonst. Du wei▀t selbst, er ist ein schwieriger Mensch. Ich sagte mir, von anderer Seite kann er von meiner Verlobung wohl erfahren, wenn das auch bei seiner einsamen Lebensweise kaum wahrscheinlich ist - das kann ich nicht hindern -, aber von mir selbst soll er es nun einmal nicht erfahren." 
  2. "Und jetzt hast du es dir wieder anders ⁿberlegt?" fragte der Vater, legte die gro▀e Zeitung auf den Fensterbord und auf die Zeitung die Brille, die er mit der Hand bedeckte. 
  3. "Ja, jetzt habe ich es mir wieder ⁿberlegt. Wenn er mein guter Freund ist, sagte ich mir, dann ist meine glⁿckliche Verlobung auch fⁿr ihn ein Glⁿck. Und deshalb habe ich nicht mehr gez÷gert, es ihm anzuzeigen. Ehe ich jedoch den Brief einwarf, wollte ich es dir sagen." 
  4. "Georg", sagte der Vater und zog den zahnlosen Mund in die Breite "h÷r' einmal! Du bist wegen dieser Sache zu mir gekommen, um dich mit mir zu beraten. Das ehrt dich ohne Zweifel. Aber es ist nichts, es ist Σrger als nichts, wenn du mir jetzt nicht die volle Wahrheit sagst. Ich will nicht Dinge aufrⁿhren, die nicht hierher geh÷ren. Seit dem Tode unserer teueren Mutter sind gewisse unsch÷ne Dinge vorgegangen. Vielleicht kommt auch fⁿr sie die Zeit und vielleicht kommt sie frⁿher, als wir denken. Im GeschΣft entgeht mir manches, es wird mir vielleicht nicht verborgen - ich will jetzt gar nicht die Annahme machen, dass es mir verborgen wird -, ich bin nicht mehr krΣftig genug, mein GedΣchtnis lΣsst nach, ich habe nicht mehr den Blick fⁿr alle die vielen Sachen. Das ist erstens der Ablauf der Natur, und zweitens hat mich der Tod unseres Mⁿtterchens viel mehr niedergeschlagen als dich. - Aber weil wir gerade bei dieser Sache halten, bei diesem Brief, so bitte ich dich, Georg, tΣusche mich nicht. Es ist eine Kleinigkeit, es ist nicht des Atems wert, also tΣusche mich nicht. Hast du wirklich diesen Freund in Petersburg?" 
  5.